Imp PARIS DalidoLeider aus gegebenen Anlass möchte ich hier von den Risiken und vor allem den Symptomen einer GASTRIC DILATION (GD) - einer Magen-Aufgasung schreiben. Bereits zum dritten Mal nach seiner primären Milzdrehung und -operation im August 2008 hatte Paris erneut eine Magen-Gasung, und glücklicherweise konnten wir wieder den Wettlauf mit der Zeit gewinnen.

Risikofaktoren, wie Alter, Anatomie und Vererbung/Genetik können wir nicht beeinflussen, sehr wohl aber Risiken die aus der Ernährung und der jeweiligen Lebenssituation resultieren.

Ich möchte meine Erfahrungen und mein inzwischen durch Paris' Geschichte erworbenens Wissen weitergeben, um zu warnen, zu helfen, oder auf die Gefahr hinzuweisen, damit im Falle einer Aufgasung schnell und richtig gehandelt werden kann - denn GDV ist LEBENSBEDROHLICH und kann innerhalb kurzer Zeit zum Tod führen. Genau Hinsehen und die Symptome erkennen kann das Leben Ihres Hundes retten.

Nach Krebs ist die Magen-Aufgasung die zweithäufigste Todesursache bei Hunden. Sie tritt als GASTRIC DILATATION (Gasung, im engl. Bloat) oder in Zusammenhang mit einer Magen-Drehung (GASTRIC DILATATION and VOLVULUS oder -TORSION) auf. Besonders betroffen davon sind Hunde (vor allem Rüden!) mit tiefem Brustkorb. Zu den am häufigsten betroffenen Rassen gehören Deutscher Schäferhund, Husky, Deutsche Dogge, Dobermann, Akita, Neufundländer, Golden Retriever, Labrador Retriever, Berner Sennenhund, Irish Setter, Malamut, Afghanischer Windhund, Weimaraner, Collie, Bull Mastiff, Bernhardiener, Bouvier des Flandresu.ä. Wie wir leider erfahren mussten, auch Paris.

 

Risiken und Ursachen einer Magen-Gasung (Bloat)

Lebenssituation
  • Stress
    beispielsweise durch Ausstellungen, Deckung, Änderung der gewohnten Lebensumstände und allem, für den einzelnen Hund Stress bedeutet
  • Mangelnde Bewegung und schlechte Kondition
    Hat der Hund keine ausreichende Bewegung ist auch die Verdauung eingeschränkt. Eine unzureichende Verdauung begünstigt die vermehrte Bildung von Gas im Magen des Hundes.
Essverhalten und -gewohnheiten
  • Eine erhöhte Futterschüssel resultiert in einem um 110% (!) gesteigertem Risiko einer Magen-Gasung.
  • Schnelles Hinunterschlingen von Futter
  • Extreme Bewegung/Training vor und besonders nach der Fütterung
  • Trockenfutter, welches Zitronensäure als Konservierungsmittel enthält (besonders wenn solches vor Verabreichung aufgeweicht wird)
  • Trockenfutter, welches unter den ersten 4 Zutaten Fett aufweist
  • Verabreichung von Futtermitteln, die Soja-Produkte, Bierhefe oder Luzerne (Alfalfa) enthalten
  • Zu schnelles und exzessives Trinken von Wasser
  • Trinken von zu großen Wassermengen besonders unmittelbar vor und nach der Fütterung
  • Fehlende bzw. ungenügend Magenenzyme, wie Trypsin
    Hunde mit EPI (Exorcine Pancreatic Insufficiency) und/oder SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth) neigen dazu, mehr Gas zu produzieren. Eine Aufgasung steht oft in Zusammenhang mit unzureichender Verdauung.
Anatomische Ursachen
  • Große Hunde
  • Hunde mit einer sehr tiefen und schmalen Brust, besonders im Vergleich zu anderen Hunden der selben Rasse. Je größer die Tiefe im Verhältnis zur Weite der Brust, desto höher wird das Risiko eingeschätzt.
  • Rüden
  • Untergewichtige Hunde
  • Ältere Hunde
  • Hunde mit Magen/-Darmproblemen
Genetische Ursachen
  • Vererbung (familiäre Disposition)
    Bezogen auf die 1. Generation (Vater/Mutter) ist das Risiko um 63% erhöht.

Bei ängstlichen, stressanfälligen und aggressionsbereiten Hunden konnte ebenfalls eine Dispostion zu GDV beobachtet werden.

Zusammenfassend können als wichtigste Risikofaktoren Essgewohnheiten, Bewegung und Kondition, genetische Veranlagung, Verhalten, Lebensstil und Umwelteinflüsse genannt werden.

 

Symptome

Die nachfolgend gelisteten Symtome sind die am häufigsten auftretenden Anzeichen in Zusammenhang mit einer Magen-Gasung oder GDV. Nicht notwendigerweise treten alle genannten Anzeichen auf. Sie kennen Ihren Hund und können mit Sicherheit am besten beurteilen, wenn irgendetwas nicht stimmt. Über die Symptome Bescheid zu wissen und entsprechende Handlungen zu setzen, kann das Leben Ihres Hundes retten. Seien sie sich der Gefahr bewusst, wenn ...

  • Der Hund verhält sich "anders".
    Eines der frühesten Anzeichen, das praktisch immer vorkommt. Unruhe gepaart mit zeitweiliger Teilnahmslosigkeit konnten beispielsweise beobachtet werden.
  • "Licky Fits" (Leckanfälle)
    Der Hund beginnt intensiv zu lecken oder speicheln undleckt den Boden oder andere Oberflächen.
    Licky Fits sind im Allgemeinen aber auch ein Hinweis auf Magen-/Darmprobleme, die es ernst zu nehmen gilt, denn letztendlich begünstigen Probleme in diesem Bereich eine GDV.
  • Er versucht (meist erfolglos) im Abstand von rund 5 bis 30 Minuten zu erbrechen.
    Dies scheint das am häufigsten beobachtete Symptom zu sein. Erfolgloses Erbrechen bedeutet, dass entweder nichts oder nur Schaum oder schleimiges Wasser erbrochen werden kann.
  • Möglicherweise will der Hund zu ungewöhnlichen Zeiten (z.B. Mitten in der Nacht) nach draußen, wo er versucht zu erbrechen.
  • Angst und Unruhe
    Auch dies ist eines der ersten und sehr typischen Warnzeichen. Paris wechselt ständig seinen Liegeplatz: Couch rauf, Couch runter, Vorraum, Körbchen, Arbeitszimmer, Couch, raus, rein usw. Meist legt er sich auf der Couch auf sämtliche Polster, die er zusammenschiebt, um den Bauch möglichst weich zu betten und so den Druck beim Liegen zu reduzieren. Im Winter legt er sich in den Schnee, vermutlich, um sich so Kühlung zu verschaffen.
  • Der Hund bildet beim Gehen bzw. Stehen einen runden Rücken; die Rückenlinie ist nach oben ausgebuchtet.
  • Die üblichen Verdauungsgeräusche aus dem Bauchraum fehlen.
  • Der Bauch ist fest und aufgebläht.
    Ein harter, aufgeblähter Bauch ist ein nahzu 100%iges Indiz für eine Magen-Aufgasung. Klopft man auf den Bauch, hört es sich an, als klopfe man auf eine Trommel. Die Beschreibung "fest aufgeblasener Luftballon, in dem Wasser hin- und her plätschert" traf bei Paris Magen-Gasungen bisher genau zu. Ein aufgeblähter Magen ist oft nicht ersichtlich. Tasten Sie den Hund ab!
  • Verändertes Zahnfleisch
    Die Färbung des Zahnfleisches ist zu Beginn meist dunkelrot und verfärbt sich später weiß/grau bis bläulich.
  • Husten
  • Extremes Speicheln oder Sabbern, schaumiger Schleim um die Lefzen und Lippen
  • Der Hund versucht vergeblich, zu koten.
  • Der Hund wimmert, jault, schnappt nach Luft, versucht, ein Versteck zu finden, will sich nicht hinlegen oder hinsetzen und hat dabei sichtlich Schmerzen.
  • Der Hund steht mit weitem Stand oder rollt sich zusammen.
  • Der Hund versucht kleine Steine oder Zweige zu fressen und/oder trinkt große Mengen an Wasser.
  • Schweres und schnelles Hecheln bzw. schwache Atmung und beschleunigter Herzschlag
  • Kalten Lefzen/Lippen
  • Sichtbare Schwäche (besonders im fortgeschrittenem Stadium) mit auf den Boden gerichteten Kopf
  • Schwacher Puls
  • Letztendlich folgt ein Kreislaufkollaps

 

Prävention

  • Vermeidung von für den einzelnen Hund stressigen Situationen (Ausstellungen, Futterumstellung, Deckungen, Änderung der täglichen Routine o.ä.).
  • KEINE erhöhten Futterschüsseln verwenden!
  • Mindestens 1 Stunde vor und besonders 1 Stunde nach einer Mahlzeit soll sich der Hund nicht vermehrt bewegen (Laufen, Spielen, Training). Allerdings muss hierzu gesagt werden, dass Bewegung nur in wenigen Fällen die Ursache einer Magen-Gasung oder -Drehung bildet. Meist kommt es abends oder Nachts im Zuge der Verdauungsprozesse zu einer GDV. Daher ist ein kontrollierter Spaziergang (auch nach der Fütterung), der die Darmtätigkeit ankurbelt, durchaus sinnvoll.
  • 1 Stunde vor und nach dem Fressen soll auch kein Wasser verfügbar sein.
    Durch Wasser werden die Magensäfte, die zu einer reibungslosen Verdauung beitragen, verdünnt. Eine unzureichende oder beeinträchtigte Verdauung führt zu vermehrter Gas-Bildung im Magen.
  • Vermeiden von schnellem, hastigen Fressen und schnellem, exzessivem Trinken.
    Der Hund soll einen ruhigen Platz zum Fressen zur Verfügung haben, wo auch mögliche Futterkonkurrenten keinen Zugang haben.
  • Die Futterration auf 2 bis 3 Mahlzeiten aufteilen, manche Tierärzte raten sogar zu 5 kleinen Portionen über den Tag verteilt.
  • Bevorzugt sollen Futtermittel mit hohem Fleisch-Proteingehalt werden.
  • Kein Trockenfutter, das unter den ersten 4 Zutaten Fett beinhaltet, verabreichen.
  • Kein Trockenfutter, das Zitronensäure als Konservierungsmittel beinhaltet verabreichen.
  • Trockenfuttersorten, die viele Füllstoffe, wie z.B. Zurckerrübentrockenschnitzel, beinhalten, vermeiden und solche mit Fleisch- oder Knochenmehl und mindestens 3% Rohfaser bevorzugen.
  • Hundekekse o.ä. die sehr reich an Kohlehydraten sind, weitgehend vermeiden. Ideal sind Sacks aus Fisch. Auch Kauknochen sollten Hunde mit Magen-/Darmproblemen nicht bekommen, ebenso wenig wie frisches Brot.
  • Zufüttern eines speziellen Enzymprodukts (Proenzyme) und Zugabe von probiotischem Naturjoghurt, Hüttenkäse oder Buttermilch (in Maßen!) zur Unterstützung der Darmbakterien. Diese verhindern u.a. die Fermentation von Kohlehydraten, was sehr schnell zu Aufgasungen führen kann.
  • Spezielle Algemischungen für Haustiere können ebenfalls helfen, eine Magengasung zu vermeiden (z.B.: NR Special Blend).
  • Vermeiden von Futtermitteln, die Bierhefe, Soja oder Luzerne (Alfalfa) enthalten.
  • Zugabe von kleinen Mengen Kamillentee
  • Sab Simplex, Lefax Extra oder Mylanta Gas (Produkte mit dem Wirkstoff Simeticon) können helfen, eine Magen-Aufgasung zu verlangsamen bzw. die Gase abzubauen. Ein adäquates homöopathisches Mittel wäre Nux Vomica 30C oder Muskatnuss.

Hatte ein Hund bereits eine Magen-Gasung, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 22% dass dies abermals passiert. Eine Gasung verbunden mit einer Magendrehung wiederholt sich in 78% der Fällen. Bei einer Magendrehung werden die Magenbänder aber in den meisten Fällen im Zuge der notwendigen Operation fixiert, sodass eine Drehung nicht mehr möglich ist- eine Magen-Gasung kann man durch einen operativen Eingriff nicht verhindern. Es gilt daher, die Risiken so weit als möglich zu minimieren und eine Sensibilisierung für die Symptomatik zu entwickeln.

 

Weiterführende Links

Bloat in Dogs
http://www.globalspan.net/bloat.htm

 

Abschließend möchte ich betonen, dass ich keine medizinische Ausbildung habe. Es ist unbedingt angeraten, bei Verdacht unverzüglich einen Veterinärmediziner zu konsultieren. Die hier aufgeführten Informationen können nicht als alleinige Quelle für gesundheitsbezogenen Entscheidungen verwendet werden. Bitte konsultieren Sie bei Erkrankung Ihres Tieres unbedingt einen Tierarzt!